Gendermedizin – nur ein Trend?
Gendermedizin – nur ein Trend?
Hallo liebes Forum!
Ich habe in letzter Zeit immer wieder über Gendermedizin gelesen. Das Thema scheint gerade sehr aktuell zu sein. Es geht darum, dass Frauen und Männer in medizinischer Hinsicht Unterschiede aufweisen, die bisher nicht bemerkt oder besser nicht vermerkt wurden. Zum Beispiel sind die typischen Symptome bei einem Herzinfarkt bei Frauen und Männern unterschiedlich.
Was haltet ihr von dieser Gendermedizin? Ist das nur ein Trend, weil Gleichberechtigung mal wieder in Mode gekommen ist? Oder hat das seine Berechtigung. Ich finde, es ist in jedem Fall ein interessantes Thema. Was meint ihr?
Ich habe in letzter Zeit immer wieder über Gendermedizin gelesen. Das Thema scheint gerade sehr aktuell zu sein. Es geht darum, dass Frauen und Männer in medizinischer Hinsicht Unterschiede aufweisen, die bisher nicht bemerkt oder besser nicht vermerkt wurden. Zum Beispiel sind die typischen Symptome bei einem Herzinfarkt bei Frauen und Männern unterschiedlich.
Was haltet ihr von dieser Gendermedizin? Ist das nur ein Trend, weil Gleichberechtigung mal wieder in Mode gekommen ist? Oder hat das seine Berechtigung. Ich finde, es ist in jedem Fall ein interessantes Thema. Was meint ihr?
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Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Das ist ja wirklich ein hochinteressantes Thema. Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht viel über Gendermedizin gehört oder gelesen. Das Beispiel mit dem Herzinfarkt kenne ich auch. Bei Männern kündigt er sich durch die klassischen Schmerzen in der Brust an, während Frauen eher unspezifische Symptome wie Übelkeit, Schweißausbrüchen und Atemnot zeigen. Das ist aber schon seit ein paar Jahren bekannt.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Es gibt schon gravierende Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Besonders die unterschiedlichen Hormone wirken auch sehr unterschiedlich auf Stoffwechselprozesse ein. Dadurch beeinflussen diese Hormone auch, wie Leber, Darm und Nieren arbeiten.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Das finde ich aber auch. Das Thema ist sehr wichtig und gleichzeitig umfangreich. Nicht nur beim Herzinfarkt sondern auch beim Schlaganfall können bei Frauen andere Symptome auftreten als bei Männern. Oft kommt es zu Brust- und Unterleibsschmerzen kommen und bei Frauen gelten Atemnot, Schluckauf, Übelkeit und Erbrechen als erste Anzeichen für einen Schlaganfall. Leider sind nicht alle Fachleute darüber informiert und das obwohl Frauen häufiger von einem Schlaganfall betroffen sind als Männer.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Genau! In den Nachrichten habe ich auch gehört, dass Frauen und Männern zwar das gleiche Immunsystem haben, aber dass es bei Frauen stärker aktiviert wird. Bei Corona konnte man feststellen, dass mehr Männer wegen starker Symptome auf die Intensivstation mussten und letztendlich auch an Corona verstorben sind als Frauen.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Ich will mich bei euch für euer Interesse und eure Beteiligung an dem Thema. Die Sache mit dem Immunsystem finde ich sehr interessant. Allerdings wird es nicht nur durch Hormone sondern auch stark durch die Ernährung beeinflusst tatsächlich. Wenn sich Männer nach dem Grundsatz „Fleisch ist mein Gemüse“ ernähren, haben sie sehr schnell Vitamindefizite. Das wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus. In dem Bereich hat sich aber schon einiges geändert, denn die Lebenserwartung von Frauen und Männern passt sich in letzter Zeit etwas an. Das ist natürlich nur ein statistischer Wert.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Hallo, da bin ich schon wieder, weil ich einen interessanten Artikel zu dem Thema gefunden habe, den ich euch nicht vorenthalten wollte. Es geht um das Gender Data Gap, das entstanden ist, weil bei Studien immer nur "Daten zu einem überwiegenden Teil, manchmal ausschließlich zu männlichen Probanden erhoben worden". Werden Medikamente nur an Männern getestet, könne die empfohlene Dosis für die im Durchschnitt kleineren, leichteren Frauen falsch sein. Der Gender Data Gap beeinflusse die Medizin aber auch auf andere Weise: Werden Studierende nur anhand männlicher Anatomie unterrichtet, habe das Einfluss auf die Behandlung von Frauen. Bei ihnen äußern sich etwa Herzinfarkte mit anderen Symptomen als bei Männern. Eine kanadische Studie zeigte zuletzt, dass Frauen, die von männlichen Chirurgen operiert werden, ein um 32 Prozent höheres Risiko haben, zu sterben, Komplikationen zu erleiden oder erneut ins Krankenhaus eingewiesen zu werden, als wenn sie von Chirurginnen - bei denen solche Unterschiede nicht beobachtet wurden - operiert werden. Dennoch sei das Bewusstsein für das Problem in der Wissenschaft noch nicht wirklich angekommen, konstatierte Sperber: https://www.nachrichten.at/panorama/chr ... 58,3771608
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Danke für das exzellente Thema. Mit einer geschlechtersensiblen Medizin könnten Krankheiten bei Frauen und bei Männern in Zukunft noch gezielter diagnostiziert und effektiver behandelt werden. Es sind nicht nur Medikamentenwirkungen, die sich unterscheiden sondern auch so etwas wie die unterschiedlichen Faszienverhältnisse von Uterus und Prostata. Heilpraktikerinnen engagieren sich schon länger in der Gendermedizin und versuchen die weibliche Tradition des Heilens zu wahren und zu erweitern, weil wir im Austausch miteinander bemerkt haben, dass Frauen in der Medizin oft zu kurz kommen.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Da hast du echt Recht und ich möchte mich ebenso für das Thema bedanken. Zudem möchte ich auf die Frauen mit einem Typ-2-Diabetes hinweisen, für die zu wenig getan wird, um kardiovaskulären Komplikationen vorzubeugen. Bei Männern wird das Problem eher beachtet. Für Diabetikerinnen ist das auch deshalb schwierig, weil mit dem weiblichen Zyklus auch der Blutzuckerspiegel schwankt.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Ich glaub, dass ist eine Modeerscheinung. Alle paar Jahre kommen solche Genderthemen, aber sie halten sich doch alle nicht.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Ja, es gibt Unterschiede Bei Krankheiten zwischen Frauen und Männern. Zum Beispiel leiden Frauen häufiger unter Schlafstörungen während Männer im Alter häufiger unter dem metabolischen Syndrom leiden. Diese typischen Erkrankungen und unterschiedlichen Reaktionen bei Frauen und Männern sind mir als interessierter Laiin schon lange bekannt. Traurig, dass die Schulmedizin sie erst jetzt zur Kenntnis nimmt.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Die Praxis zeigt immer wieder, dass Mediziner Männer oder Frauen falsch behandeln, weil sie sich der geschlechtsspezifischen Unterschiede nicht bewusst sind. Nur wenn Patienten und Ärzte gleichermaßen aufgeklärt sind, können schwere Krankheitsverläufe oder gar Todesfälle verhindert werden. Bei Frauen wird ein Herzinfarkt häufig zu spät erkannt. Für Frauen ist das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, mehr als doppelt so hoch wie für Männer.
Dieses Video ist eine Auskopplung aus dem SWR-Gesundheitsmagazin Doc Fischer:
https://www.youtube.com/watch?v=7KtfipWwwq0
Dieses Video ist eine Auskopplung aus dem SWR-Gesundheitsmagazin Doc Fischer:
https://www.youtube.com/watch?v=7KtfipWwwq0
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Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Ich war bass erstaunt als ich gelesen habe, wie viele medizinische Unterschiede es dann doch gibt, mit denen ich gar nicht gerechnet habe. Es ist ja jetzt auch nachgewiesen, dass Frauen schneller frieren als Männer und sich ihre Körperwärme auf die Körpermitte zurückzieht während bei Männern auch die Gliedmaßen so lange wie möglich durchblutet werden. Das ist natürlich um den Uterus zu schützen. Überhaupt haben die meisten medizinischen Geschlechtsunterschiede was mir der weiblichen Gebärfähigkeit zu tun.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Das geht mir genauso und ständig kommen neue Erkenntnisse dazu. Das mit dem Frieren war mir jetzt auch neu. Wie du sagst, drehen sich die physischen oder medizinischen Unterschiede tatsächlich um die Gebärfähigkeit. Frauen und Männer haben zwar grundsätzlich das gleiche Immunsystem, aber bei Frauen wird es durch das Oestrogen stärker aktiviert. Daher erleiden Frauen schwere Erkrankungen meistens erst ab den Wechseljahren, wenn der Spiegel sinkt. Da hatte ich angenommen, dass Frauen medizinisch gesehen Abweichungen von Männern sind, die die Fortpflanzung sichern sollen. Aber es ist genau umgekehrt. In den ersten Tagen sind Embryos geschlechtslos. Dann erst setzt sich bei Männern ein Prozess in Gang, der die Müllerschen Gänge zu den männlichen Geschlechtsorganen umbildet. Es ist also viel komplizierter als ich es mir anfangs vorgestellt hatte.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Genau, bis zu den Wechseljahren schützen die weiblichen Geschlechtshormone. Außerdem wirken entzündungshemmend und erweitern die Blutgefäße, was Ablagerungen in den Gefäßen vorbeugt und das Herz schützt. Frauenherzen sind außerdem kleiner und steifer als Männerherzen. Dadurch kann eine besondere Form der Herzschwäche begünstigt werden. Wenn das Östrogen nachlässt, droht dadurch eine diastolische Herzinsuffizienz. Dazu kommt, dass festgestellt wurde, dass Frauen stärker unter Stress leiden, was ebenfalls aufs Herz geht.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Dass Frauen stärker unter Stress leiden, oder vielleicht auch anders als Männer, war mir jetzt auch neu. Das klingt interessant. Vielleicht kannst du es etwas weiter ausführen. Das wäre nett. Stress hat bekanntlich einen starken Einfluss auf den Körper und somit das Wohlbefinden und die Durchblutung. Obwohl Männer ebenso häufig unter Durchblutungsstörungen leiden, scheinen Frauen allerdings stärker zu leiden und wie schon gesagt schneller zu frieren. Außerdem sorgt der fast doppelt so große Muskelanteil im männlichen Körper insgesamt für einen besseren Wärmehaushalt. Das können allerdings auch Frauen optimieren.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Bei Männern spielt die körperliche Belastung als Auslöser für einen Herzinfarkt eine größere Rolle als die seelische, während Frauen sich sprichwörtlich vieles zu Herzen nehmen. es wurde festgestellt, dass emotionaler Stress bei Frauen das Herzinfarktrisiko um 300 Prozent erhöhen kann. Bei dem Broken-Heart-Syndrom sin etwa 85 Prozent der Betroffenen Frauen. Östrogene schützen das Herz bis zur Menopause. Dann steigt das Risiko bei Frauen und der Herzinfarkt wird zu einer der häufigsten Todesursachen. Die Ursache für die sensible anatomisch-physiologische Stressreaktion ist noch unklar. Man nimmt an, dass die Herzzellen anders reagieren als die von Männern.
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Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Ich hatte auch schon immer das Gefühl, dass sich Stress bei Männern ganz anders auswirkt als bei Frauen. Wieder sind es die Hormone.
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Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Das glaub ich auch. Testosteron ist ja bekannt und ich weiß selbst, dass man es nicht immer im Griff hat. Dieses Problem haben Frauen so nicht, dafür aber andere, die mit der Menstruation zusammenhängen. Eigentlich ist es komisch, dass die Medizin erst in den letzten Jahren auf sowas achtet. Ansonsten finde ich die ganze Genderei totalen Quatsch.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
„Frauen haben in der Nephrologie, Urologie oder Kardiologie oft schlechtere Behandlungsergebnisse als Männer und werden teilweise falsch oder nicht Leitlinien konform behandelt, bei Männern Osteoporose oder Depressionen häufig nicht erkannt", so Alexandra Kautzky-Willer, Obfrau der Österreichischen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin (ÖGGSM), nachzulesen auf https://www.derstandard.at/story/200000 ... erschaetzt
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Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Vielen Dank an Knut für deinen brillanten Hinweis, der zeigt, dass die Gendermedizin wichtig ist um Leben zu retten. Für kerngesund scheint das ja nicht so wichtig zu sein. Vielleicht weil es sich „nur“ um Frauenleben handelt. Aber daran kann man erkennen, wieso sich die Forschung erst so spät mit diesen Themen auseinandergesetzt hat. Darüber solltest du mal nachdenken.
Re: Gendermedizin – nur ein Trend?
Das habe ich doch gern bekannt gemacht und hier habe ich noch einen weiteren sehr interessanten Artikel zu dem Thema. Die Frage, inwieweit sich Frauen und Männer unterscheiden, wenn es um Schmerzen geht, wird erst seit wenigen Jahren wissenschaftlich seriös untersucht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich weitgehend einig darüber, dass Frauen und Männer generell Schmerzen unterschiedlich äußern und empfinden – nicht jedoch darüber, wie diese Unterschiede zu erklären sind https://www.gesundheit.gv.at/krankheite ... dizin.html