Klostermedizin
Klostermedizin
Kennt ihr eigentlich die Klostermedizin? Das ist die Pharmazie des Mittelalters. Sie beruht auf sehr genauer Kunde der heimischen Heilpflanzen und deren Verwendung und gehört zur Traditionellen Europäischen Medizin. Nachdem die Schulmedizin sehr weit gekommen ist bezüglich der Behandlung von schweren Krankheiten, vermissen doch viele den ganzheitlichen Aspekt und natürliche Heilmethoden, wenn es um alltägliche Erkrankungen geht. Nachdem ich mir einen Apothekergarten angelegt habe, möchte ich mich auch über die Pflanzenkunde hinaus mit den Methoden der Klostermedizin im Sinne von Hildegard von Bingen beschäftigen.
Gibt es hier vielleicht schon Leute mit persönlichen Erfahrungen?
Könnt ihr mir zuverlässige Quellen für umfangreichere Informationen empfehlen?
Ansonsten hoffe ich, euch interessiert das Thema ebenso wie mich und wir können es gemeinsam füllen.
Gibt es hier vielleicht schon Leute mit persönlichen Erfahrungen?
Könnt ihr mir zuverlässige Quellen für umfangreichere Informationen empfehlen?
Ansonsten hoffe ich, euch interessiert das Thema ebenso wie mich und wir können es gemeinsam füllen.
Re: Klostermedizin
Hallo Hildegard (wie passend der Name doch ist),
konkrete Erfahrungen nicht, allerdings habe ich damals mehrere Bücher von Franz Xaver Treml gelesen. Er war bis zu seiner als Kräuterpabst bekannt und hatte eine wunderschöne Gärtnerei mit allerlei Raritäten im Bayerischen Wald.
Von daher kann ich dir nur sehr ans Herz legen, dich einmal mit seinen Büchern zu beschäftigen und seinen Nachfolger im beschaulichen Arnbruck bei Bodenmais zu besuchen!
konkrete Erfahrungen nicht, allerdings habe ich damals mehrere Bücher von Franz Xaver Treml gelesen. Er war bis zu seiner als Kräuterpabst bekannt und hatte eine wunderschöne Gärtnerei mit allerlei Raritäten im Bayerischen Wald.
Von daher kann ich dir nur sehr ans Herz legen, dich einmal mit seinen Büchern zu beschäftigen und seinen Nachfolger im beschaulichen Arnbruck bei Bodenmais zu besuchen!
Re: Klostermedizin
Klostermedizin ist eine wirklich gute Form der Therapie. Die Hildegard ist aber glaube ich, nicht zufällig. Ansonsten bin ich ganz deiner Meinung, dass man am besten direkt vor Ort lernt.
Re: Klostermedizin
Das Thema finde ich auch sehr interessant und erfreulich. Wir können viel aus den alten Lehren lernen. Das Lorscher Arzneibuch entstand bereits 750 AD und ist bis heute eine gute Basis. Die Klostermedizin war immer ein Zusammenspiel von Wissenssammlung und praktischer Erfahrung durch den Anbau der unterschiedlichen Heilpflanzen in den Klostergärten. Dorther stammt auch der Begriff Apotheke. Die Apotheca war der Lagerraum für Kräuter. Hildegard von Bingens „Physica“ beschrieb dann im 12. Jahrhundert detailliert die heimischen Pflanzen. Darauf beziehen sich die meisten, die heute von Klostermedizin sprechen.
Re: Klostermedizin
Die Epoche der Klostermedizin ist der "Trichter", durch den das antike Wissen über Arzneipflanzen bis in unsere Zeit transferiert wurde. Und sie ist die Grundlage der großen Kräuterbücher der frühen Neuzeit, deren Inhalt bis in die Volksmedizin unserer Zeit wirkt. Ohne Kenntnis der Klostermedizin fehlt ein wichtiger Baustein, ohne den das Verfolgen historischer Entwicklungen und Bezüge zum Status quo nicht möglich sind. 1999 wurde die Forschergruppe Klostermedizin als Projekt des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg gegründet. http://www.klostermedizin.de/
Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung einer Heilpflanze im Kontext der jeweiligen Zeit zu analysieren und die sich daraus ergebenden Bilder miteinander zu vergleichen. Solche Studien können kulturell bedingte Veränderungen hinsichtlich des therapeutischen Einsatzes einer Pflanze aufdecken, an vergessene Indikationsgebiete erinnern - und damit der Grundlagenforschung nach medizinisch wirksamen Pflanzeninhaltsstoffen neue Impulse geben.
Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung einer Heilpflanze im Kontext der jeweiligen Zeit zu analysieren und die sich daraus ergebenden Bilder miteinander zu vergleichen. Solche Studien können kulturell bedingte Veränderungen hinsichtlich des therapeutischen Einsatzes einer Pflanze aufdecken, an vergessene Indikationsgebiete erinnern - und damit der Grundlagenforschung nach medizinisch wirksamen Pflanzeninhaltsstoffen neue Impulse geben.
Re: Klostermedizin
Durch die Klostermedizin wurde wertvolles Wissen bewahrt und in unsere Zeit überliefert. Mit ihr verbunden sind Namen wie Hildegard von Bingen, Albertus Magnus oder Meister Eckhart. Das kosmologische Weltbild ist Grundlage einer spirituellen Ganzheitsmedizin, die heute wieder besonders an Bedeutung gewinnt. Vorgestellt werden außerdem bewährte Rezepte zur Nervenstärkung, Entgiftung und Regeneration sowie Lebenselixiere und andere Köstlichkeiten mit zahlreichen Geschmacksproben:
https://www.youtube.com/watch?v=2SOo4vEMdx0
https://www.youtube.com/watch?v=2SOo4vEMdx0
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Re: Klostermedizin
In Zusammenarbeit mit der Forschergruppe Klostermedizin der Universität Würzburg hat Salus fünf Tees in Bio-Qualität entwickelt – inspiriert von historischen Dokumenten und Persönlichkeiten aus der Klosterheilkunde des Mittelalters. Der Lorscher Klostertee „Lauertrank“ ist inspiriert vom Bamberger Codex von 790, auch bekannt unter „Lorscher Arzneibuch“. Der Gewürz-Kräutertee schmeckt „harmonisch vollmundig“: https://www.deutsche-apotheker-zeitung. ... lostertees
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Re: Klostermedizin
Danke für das Thema und die interessanten Artikel dazu. Ich habe im Ärzteblatt auch noch einen interessanten Artikel zur Medizin im Mittelalter gefunden. Der zeigt auch, dass man das Thema nicht in der rationalen Art angehen darf, wie wir heute in der modernen Zivilisation denken. Damals war es mehr ein Herumsuchen, das sich eher von Aberglauben leiten ließ als von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Hier ist die Pdf über Drogen im mittelalterlichen Europa: https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=128611
Re: Klostermedizin
Traditionelle Klostermedizin aus Europa wird oft unterschätzt. Dabei können wir viel daraus lernen, sagt der Pharmazie-Historiker Dr. Johannes Gottfried Mayer. Zum Beispiel über ein anderes Verständnis von Gesundheit. Die Medizin lag im Mittelalter fest in Hand der Klöster. Sie hatten von Karl dem Großen den Auftrag erhalten, die Bevölkerung medizinisch zu versorgen. Erst mit der Gründung der ersten Universitäten um 1200 endete allmählich die Klostermedizin. Mehr könnt ihr im folgenden Artikel erfahren. https://www.brigitte.de/gesund/naturhei ... 12302.html
Re: Klostermedizin
Vielen lieben Dank für eure reichhaltigen und zum Teil amüsanten Antworten zu diesem Thema. Obwohl diese Heilkunst schon uralt ist, werden doch immer wieder neue Entdeckungen gemacht, zum Beispiel über die Birkenrinde, die starke Arzneimittelwirkstoffe ersetzen könnte. Deshalb hoffe ich, ihr informiert an dieser Stelle, wenn ihr neue Erkenntnisse zur Klostermedizin habt.
Re: Klostermedizin
Danke für das interessante Thema die exzellenten Beiträge. Bis zur frühen Neuzeit waren Klöster die einzigen Orte, an denen medizinisches Wissen nicht nur angewendet sondern in gewisser Weise auch erforscht und dann dokumentiert wurde. Besonders exzellent finde ich, wenn alte Klöster auch heute wieder zu diesem Zweck genutzt werden, wie zum Beispiel in Meißen, wo es der Sitz des Meißner Hahnemannzentrums ist.
Re: Klostermedizin
Danke auch von mir. Die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) wird auch urheimische Medizin genannt und sie ist ausschließlich aus der Klostermedizin entstanden. Dafür müssen wir sehr dankbar sein. Für mich ist TEM auch Hilfe zur Selbsthilfe, denn sie bietet viel, das Erkrankte alleine anwenden können. Besonders gefällt mir, wenn Heilkräuterworkshops und Vorträge zum Thema in alten Klöstern stattfinden, wie es einige Krankenkassen anbieten.
Re: Klostermedizin
Hallo Hildegard, danke für das interessante Thema. Klostermedizin ist nicht nur historisch gesehen prima sondern hat uns auch heutzutage viel zu bieten. Auf der folgenden Seite findet ihr Informationen zur Geschichte der Klostermedizin, zur Forschergruppe Klostermedizin sowie zu vielen einzelnen Arzneipflanzen. Die hier vorgestellten Texte zur Klostermedizin und zu den einzelnen Pflanzen basieren auf den Arbeiten der Forschergruppe. https://www.klostermedizin.de/ Die Klostermedizin ist in erster Linie eine medizinhistorische Epoche und keine Therapierichtung. Die Forschergruppe versteht ihre Arbeit als pharmazie- und medizinhistorische Grundlagenforschung im Dialog mit pharmazeutisch-klinischen Studien.
Re: Klostermedizin
Vielen Dank für den Link, das werde ich mir mal ausgiebig zu Gemüte führen
Re: Klostermedizin
Vielen Dank auch von mir für diese grandiose Sammlung. Leider wird hier aber Klostermedizin mit TEM gleichgesetzt. Jedoch sollten wir nicht vergessen, dass auch Tibetische Medizin bis heute eine Klostermedizin ist. Die Basis wird immer noch in buddhistischen Klosterschulen erlernt.
Re: Klostermedizin
Das ist leider wahr tatsächlich. Beide Richtungen nutzen ja auch dieselben Quellen. Ich würde TEM als übergeordneten Begriff verstehen.
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Re: Klostermedizin
Ich auch und ich hab hier noch eine total interessante Heilpflanze für den Apothekergarten. Um 50 v. Chr. gelangte der Rettich durch die Römer nach Europa. Im Mittelalter wurde er dann zu einer wichtigen Heilpflanze der Klostermedizin. Rettiche gibt es heute in den verschiedensten Größen von zylindrisch bis kugelförmig. Die Farbpalette reicht von weiß über rot (Sommerrettich) bis zu braun, violett und schwarz (Winterrettich). Sie alle enthalten sehr wirksame Senföle, die auch für die angenehme Schärfe des Rettichs verantwortlich sind. Scharf und gesund ist er also, der Rettich . Und so sollte man sich die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Rettichs auch heute noch zu Nutze machen.
Re: Klostermedizin
Vielen Dank auch von meiner Seite für das informative Thema sowie hilfreiche Links und Artikel, die wie der letzte leivand sind. Die Klostermedizin hat insgesamt eine Menge zu bieten und wir können auch heute einiges aus diesem alten, traditionellen Wissen lernen.