Hygiene Hypothese

Donatello
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von Donatello » Sa Jul 17, 2021 10:43 am

Erin hat geschrieben:
Di Sep 17, 2013 4:40 pm
Da stimme ich völlig mit dir überein. Die Zunahme von Allergien ist vor allem auf die Lebensführung (übertriebene Hygiene, instabiles Immunsystem durch zu viel Schutz) sowie Umwelteinflüsse zurück zu führen. Wer seinen Kindern Gutes tun will, schenkt ihnen den Raum sich auszutoben, in der Natur zu spielen und Kontakt zu Tieren zu haben. Das ist nicht nur Allergie-Prophylaxe sondern auch besonders für hyperaktive Kinder geeignet.
Das hast du echt gut ausgedrückt, Erin! Im Grunde geht es mir wie Andres und Moritz. Ich hatte mich mit dem Thema noch nie beschäftigt und außerdem dachte ich oft, dass die Zunahme von Allergien eine Übertreibung ist. Aber wahrscheinlich hatte ich einfach Glück, weil ich als Kind dauernd draußen spielen konnte und mich auch dreckig machen durfte.

luna21
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von luna21 » Mi Sep 14, 2022 4:38 pm

Danke für die Hinweise. Ihr habt völlig Recht. Ich habe auch gelernt, dass es bei einer guten Hausfrau so sauber sein soll, dass man vom Boden essen kann. Nicht nur sauber, sondern hygienisch rein soll alles sein. Doch übermäßiger „Putz-“ oder „Hygienewahn“ schadet unserer Gesundheit mehr, als er nützt. Das Gegenteil gilt: Ein bisschen Dreck ist gesund, denn er stärkt das Immunsystem und damit ebenfalls die Gesundheit. Gerade bei Kindern ist dies sehr wichtig, denn ohne Umweltkeime kann sich die natürliche Abwehr nicht richtig entwickeln oder intakt bleiben. Kinder, die in einer keimfreien Umgebung aufwachsen, entwickeln bedeutend häufiger Allergien als andere. Aber auch Erwachsene tun sich selbst keinen Gefallen, wenn sie versuchen völlig keimfrei zu leben und somit ihr Immunsystem nicht fordern und trainieren.

Watson
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von Watson » Di Sep 20, 2022 5:56 pm

Ja, das finde ich auch. Der Hygienewahn wirkt sich mittlerweile negativ auf die Gesundheit aus. Gesundheitsexperten warnen sogar: Zu viel Hygiene ist kontraproduktiv im Kampf gegen die Keime. Ein Forscherteam vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung stellt die Annahme, Sauberkeit würde der Gesundheit grundsätzlich förderlich sein, nun auf den Kopf. https://www.fitforfun.de/news/laut-fors ... 36950.html
Hintergrund für die Forschungen ist die sogenannte Stabilitätstheorie der Ökosysteme, die in der Natur bereits belegt ist. Demnach ist die Vielfalt von Mikroorganismen förderlich für ein ökologisches Gleichgewicht.

Tusnelda
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von Tusnelda » Sa Sep 24, 2022 10:52 am

Da will ich dir nicht widersprechen. Die hohe Wertung der Hygiene nimmt in manchen Haushalten obsessive Züge an. eine der Folgen ist die steigende Zahl von Allergikern in unserer Zivilisation. Bei der Hausstauballergie steht mittlerweile fest, dass Stadtkinder stärker betroffen sind als Landkinder. Wahrscheinlich, weil sich ihr Immunsystem nicht im selben Maße entwickeln konnte.

knut
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von knut » Do Dez 15, 2022 8:37 pm

Vitali hat geschrieben:
Sa Jan 25, 2020 7:40 pm
Ich bin ganz deiner Meinung!
Die Hygienehypothese ist ein sehr interessantes Thema und die Rolle der Rohmilch darin, hat mich besonders neugierig gemacht und ich habe mal einiges darüber gelesen. „Kommt es zu einer Sensibilisierung gegenüber Rohmilch so werden relativ wenig IgE-Antikörper gebildet und auch Provokationstests konnten kam allergische Symptome hervorrufen.“
Rohmilch vom Bauern hat einen höheren Omega-3-Fettsäuren-Gehalt als Milch aus dem Supermarkt, das erklärt teilweise, warum sie Kinder besser vor Asthma und Allergien schützt. Im Grunde genommen entwickeln Kinder im schulpflichtigen Alter, die auf dem Bauernhof leben und kontinuierlich Rohmilch trinken, seltener Asthma und Allergie. Und zwar im Vergleich mit jenen Kinder, die industriell verarbeitete Milch trinken. Dieser Effekt wurde bereits in mehreren Studien nachgewiesen. Erklärungen auf https://medmix.at/warum-rohmilch-vor-al ... -schuetzt/

Gotthilf
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von Gotthilf » So Dez 18, 2022 9:27 am

Danke für dieses sehr interessante Thema und die hervorragenden Artikel dazu. Sicher wissen wir bisher jedoch nur, dass Allergien heute weltweit auf dem Vormarsch sind. Ob es an den modernen Hygienekonzepten liegt, an dem Nahrungsüberangebot oder veränderten Umweltbedingungen, kann man noch nicht restlos klären. Auch die zunehmende Belastung durch Elektrizität und Telekommunikation ist in ihren Auswirkungen noch unklar.

Eddy-99
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von Eddy-99 » Fr Dez 23, 2022 11:57 am

Ich glaube auch, dass Kinder das beste Immunsystem kriegen, wenn sie viel draußen in der Natur sind und auch schon mal im Dreck spielen dürfen. Ganz gut find ich auch, dass Bauernhofkinder statistisch weniger Allergien haben. Das ist doch ein Argument mit dem man was anfangen kann. Hygiene muss man vorallem beachten, wenn es um künstliche Stoffe geht, die ja auch oft giftig sind.

luna21
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von luna21 » Do Jan 19, 2023 8:32 pm

Die meisten Wissenschaftler glauben, dass vor allem die Eindämmung krank machender Keime zu einem rasanten Anstieg an Allergien geführt hat. Nun meldet ein US-Forscher Zweifel an. Sicher ist, dass die Erbanlagen eine Rolle spielen. So treten bei Kindern mit mindestens einem allergiekranken Elternteil oder Geschwister doppelt so häufig ebenfalls Allergien auf: https://www.spektrum.de/news/gesundheit ... en/1389433
Viele Wissenschaftler halten die Hygiene-Hypothese für sehr wahrscheinlich. Thomas Platts-Mills zählt nicht dazu. In seiner aktuellen Veröffentlichung belegt er, wie sich die Lebensverhältnisse in den Industrieländern im Lauf der Zeit gewandelt haben und wie das mit dem Anstieg der Allergien zusammenpasst. Die Hygiene-Theorie erklärt nach Meinung von Platts-Mills auch nicht, warum Heuschnupfen und Asthma in einigen Ländern inzwischen wieder abnehmen, obwohl sich gleichzeitig in Sachen Hygiene nicht viel geändert hat.

tyrrhene
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von tyrrhene » Mo Mär 27, 2023 5:18 pm

Münchner Mediziner haben vor einigen Jahren herausgefunden, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger Allergien und weniger allergisches Asthma haben als Stadtkinder. Offenbar funktioniert Gesundheit immunologisch durch Auseinandersetzung mit fremden Keimen und nicht durch Vermeidung. Mal abgesehen davon, dass Stadtluft auch nicht immer sauber ist. Und Rohmilchkonsum schützt sogar deutlich vor Asthma.
https://www.demeter.de/presse/kuhstall- ... -allergien
Die Leiterin der Forschungsgruppe sprach im Interview mit der FAS sogar davon, ein prophylaktisches Mittel, das auf den Keimen der Stallluft basiert, zu entwickeln. Der Bauernhof als Luftkurort – wer hätte das gedacht.

SaraSenSaTor
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von SaraSenSaTor » So Apr 02, 2023 2:10 pm

Das Erbgut ist sehr wichtig, aber trotzdem werden Babys meistens nicht als Allergiker geboren. Der Einfluss in den ersten Monaten und Jahren durch die Ernährung und einen möglichst natürlichen Kontakt mit der Umwelt spielt ebenso eine wichtige Rolle. Dazu gehören ebenfalls die hygienischen Bedingungen. Auch in der Schwangerschaft sollten Betroffene sich und das Baby vor allen Schadstoffen schützen. Bei Neugeborenen hat die Muttermilch einen besonderen Effekt. Ärzte empfehlen auch das Stillen als Allergie-Prophylaxe.

Griseldis
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von Griseldis » Mi Dez 06, 2023 9:34 pm

Herzlichen Dank für dieses Thema und die großartigen Beiträge und guten Erklärungen bzw. Artikel. Ich denke, es gilt mittlerweile als bewiesen, dass die Hygiene während der Kindheit großen Einfluss auf die Entwicklung einer Allergie hat tatsächlich.

Eddy-99
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Re: Hygiene Hypothese

Beitrag von Eddy-99 » So Dez 10, 2023 5:06 pm

Wir sind Steinzeitmenschen und nicht für das moderne Leben gemacht. Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Rückenschmerzen oder Allergien plagen uns, weil uns die Steinzeit in den Knochen steckt, wir uns aber nicht wie in der "Steinzeit" verhalten. Der zivilisierte Mensch – es kommt uns vor, als wenn es ihn schon immer gegeben hätte. Dabei ist er im Vergleich zu der Zeitspanne, in der unsere Steinzeit-Vorfahren gelebt haben, nur einen Sekundenhauch auf der Welt. Das wissen wir, aber leider nicht unser Körper. Er hat es nicht geschafft, sich in dieser kurzen Zeit an die neuen Lebensbedingungen anzupassen: Nahrung im Übermaß, kaum Bewegung, ein Übermaß an Hygiene: https://www.br.de/br-fernsehen/sendunge ... en100.html

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